Der perfekte Moment in unserem Leben: Wir wollen ihn finden und behalten, manchmal sogar um jeden Preis. Der Grund liegt auf der Hand – schließlich möchten wir glücklich sein und die Zeit so angenehm wie möglich gestalten. Doch wie erreichen wir dieses Ziel?

Vom Suchen und Finden des perfekten Moments: Das Leben im Hier und Jetzt genießen. Foto: pixabay / Pexels
Glücklich sein … aber wie?
Jeder Mensch führt sein individuelles Leben. Alle tragen ihr Päckchen mit sich herum, haben unterschiedliche Vorlieben und Vorstellung davon, was zufrieden macht. Eines können wir also festhalten: Ein Patentrezept zum Glücklichsein gibt es nicht – wäre ja auch zu schön gewesen. Schauen wir uns aber an, warum wir häufig nach etwas suchen und darüber vergessen, was wir bereits haben, kommen wir der Sache mit dem Glück schon näher.
Das „Wenn-Dann-Phänomen“
Manche Abläufe des Unterbewusstseins können wir nur verändern, wenn wir sie zuvor ans Licht zerren und aktiv hinterfragen. Das setzt jedoch voraus, dass wir uns ihrer überhaupt bewusst sind. Einer dieser Automatismen ist das „Wenn-Dann-Phänomen“. Es tritt in zwei Erscheinungsformen auf: in der positiven (Wunscherfüllung) und in der negativen (Problemlösung) Ausführung.
Bei der positiven Variante fiebern wir einem bestimmten Ziel oder Ereignis entgegen, von dem wir uns versprechen, dass alles gut ist, sobald wir es erreicht haben.
- „Wenn ich die Prüfung bestanden habe, dann bin ich glücklich.“
- „Wenn ich das neue iPhone in den Händen halte, dann geht’s mir wieder gut.“
- „Wenn ich endlich im Urlaub bin, dann ist er bestimmt da – mein perfekter Moment.“
Leider ist diese Denkweise für ein erfülltes Leben oft hinderlich. Erstens geben wir uns so kaum eine Chance, Glück zu empfinden, bevor wir das anvisierte Ziel erreicht haben. Gehen wir doch davon aus, dass wir es sowieso erst erhalten, wenn die gewünschte Situation eingetreten ist. Zweitens fallen wir danach häufig in ein „schwarzes Loch“. Die Freude währt nur kurz, die Gedanken verweilen nicht im Moment, sondern sind bereits auf der Suche nach dem nächsten Meilenstein, der uns vermeintlich glücklich machen soll.
Bei der negativen Variante erwarten wir das Gefühl der totalen Zufriedenheit, sobald ein Problem oder eine Sorge abgestellt beziehungsweise gelöst wurde. Hier liegt die gleiche Grundhaltung mit denselben Haken vor, nur eben andersherum.

Auch wenn es außen grau aussieht, wohnt in unseren Herzen die Farbe. Foto: pixabay / Myriams Fotos
Eine Sache des Fokus
Kehren wir noch einmal zum Urlaub zurück und nehmen der Einfachheit halber an, wir haben eine Pauschalreise in den Süden gebucht. Das ganze Jahr über freuen wir uns darauf – endlich ist es soweit!
- „Kofferpacken ist echt nervig! Wenn ich erst am Flughafen bin, dann geht’s mir gut.“
- „Ist das eine Schlange beim Boarding! Wenn ich im Flugzeug sitze, dann ist alles okay.“
- „Diese furchtbare Klimaanlage! Es ist verdammt kalt hier oben. Wenn ich nachher im Bus bin, wird’s sicher besser.“
- „Wie viele Hotels will der Bus eigentlich noch anfahren? War ja abzusehen, dass ich die Letzte bin.“
- „Sind wir spät dran! Wenn ich komme, ist das Buffet bestimmt leergefegt.“
- „Aus den Zimmern auf der anderen Seite, hat man aber einen schöneren Meerblick!“
Die Situation ist etwas überspitzt dargestellt, aber die Richtung klar erkennbar: Der Fokus liegt nicht auf den guten Dingen, obwohl auch die immer um uns herum sind.
- Er liegt nicht auf dem neuen Kleid, das wir in den Koffer legen, sondern auf dem nervigen Kofferpacken.
- Er liegt nicht auf der Familie, die neben uns zum Zeitvertreib ein Spiel macht und die Kinder zum Lachen bringt, sondern auf der langen Schlange beim Boarding.
- Er liegt nicht auf dem freundlichen Sitznachbarn im Flieger, der uns seine Jacke anbietet, sondern auf der Kälte.
- Er liegt nicht auf der schönen Landschaft während der Busfahrt, sondern darauf, dass erst andere Gäste abgeladen werden.
- Er liegt nicht auf der Vorfreude, sondern auf der Sorge, dass kein Essen mehr da sein könnte.
- Er liegt nicht auf dem schönen Meerblick, sondern darauf, dass andere einen noch besseren haben.
Der richtige Moment zum Glücklichsein
Ziele sind gut und wichtig. Sie treiben uns an und motivieren. Aber wir sollten unser Glück nicht davon abhängig machen. Dadurch werden wir blind für das, was wir haben. Der Moment rückt in den Hintergrund. Das Glück liegt nicht in der Zukunft, denn die gibt es noch nicht. Wir finden es auch nicht in der Vergangenheit, denn die ist vorbei. Zufriedenheit und Erfüllung existieren nur in der Gegenwart.
Führen wir uns all das, was wir bereits bekommen und erreicht haben, bewusst vor Augen und wertschätzen es. Sind wir heute dankbar dafür, statt den Blick auf unerfüllte Wünsche zu lenken. Richten wir die Aufmerksamkeit darauf, was in dieser Minute stattfindet. Natürlich sind vergangene und zukünftige Tage ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Aber sehen, fühlen und lieben können wir nur im Hier und Jetzt.
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Füße ausstrecken, Seele baumeln lassen und den Moment genießen. Foto: pixabay / Lisa Runnels
Die „Schöne-Dinge-Liste“
Das Wissen um die Hintergründe des „Wenn-Dann-Phänomens“ ist das eine. Den Fokus im Alltag dauerhaft zu verändern und die Momente zu leben, das andere. Die gute Nachricht: Wollen wir es wirklich, schaffen wir es. Mehr Bewusstsein dafür erlangen wir beispielsweise mit einer „Schöne-Dinge-Liste“. Sie erinnert uns daran, wo unser Glück wartet, wenn wir es einmal verloren haben.
Auf diese Liste schreiben wir, was uns persönlich Freude bereitet und woran wir Spaß haben. Es sollte ein Mix aus kleineren und größeren Sachen sein, schließlich steht uns nicht immer gleich viel Zeit zur Verfügung. Nun legen wir noch einen Zeitrahmen fest, in dem wir mindestens einen Punkt umsetzen. Jede Woche einen oder alle vierzehn Tage? Das bleibt uns und den zeitlichen Rahmenbedingungen überlassen. Wichtig ist die Regelmäßigkeit. Wiederholungen sind natürlich okay, die Hauptsache ist, wir genießen, was wir tun, und nehmen es bei vollem Bewusstsein wahr.
Mit der „Schöne-Dinge-Liste“ verbinden sich die Zeitebenen unseres Lebens zu einem Ganzen. Die Erfahrung der Vergangenheit zeigt, was wir mögen und in der Zukunft nochmals erleben möchten. Ist der Zeitpunkt dann gekommen, tauchen wir komplett ein und fühlen mit etwas Übung das Glück des Augenblicks – regelmäßig, immer wieder, statt nur für den einen „perfekten“ Moment.
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ÜBER DIE AUTORIN
Tara Riedman ist Online-Redakteurin, Texterin und Autorin im Unterhaltungs-/Sachbuchbereich. Darüber hinaus leitet sie als freiberufliche Trainerin Selbstschutzkurse für Frauen sowie die von ihr ins Leben gerufenen sicowu-Kurse (sicowu – sicher, cool & selbstbewusst) für Kinder und Jugendliche.
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