Kinder essen gern – früh erlernte Verhaltensweisen begleiten sie dabei oft ein Leben lang. Gewohnheiten festigen sich und Veränderungen werden mit jedem Tag schwerer. Es liegt bei uns Eltern, den Kleinen eine Basis zu schaffen, die ein gesundes Heranwachsen fördert und ihnen keine Steine in den Lebensweg legt.

Nur noch Obst und Gemüse statt Süßigkeiten? Klingt in vielen Elternohren traumhaft, ist Kindern im Hauruck-Verfahren jedoch schwer zu vermitteln. Ein Weg der kleinen Schritte kann die Lösung sein. Foto: pixabay / Studioessen / khamkhor
Kinder essen und trinken mit Vorliebe süße Sachen. Sie wachsen in einer Überflussgesellschaft auf, in der diese Waren im Vergleich zu gesunden Lebensmitteln billig sind und die Werbung an jeder Ecke zuckrige Verlockungen präsentiert. Es ist schwer bis unmöglich, die Kleinen davon fernzuhalten. Als Ergebnis leiden bereits Kindergartenkinder unter Übergewicht und weiteren Folgen unausgewogener Ernährung.
Eine Studie des Robert Koch-Instituts stellte unlängst fest, dass jedes sechste bis siebte Kind zwischen drei und siebzehn Jahren übergewichtig, wenn nicht sogar fettleibig ist – eine alarmierend hohe Zahl. Was begünstigt diese Fehlentwicklung?
Kinder essen zu viel Zucker: Was können wir dagegen tun?
Wir wissen es alle und doch ist es so schwer: Höchstens zehn Prozent der Energiezufuhr sollte aus Zucker bestehen (Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, DGE). Viele Kinder (und Erwachsene) überschreiten diesen Wert täglich um ein Vielfaches. Ein besonders hoher Zuckergehalt steckt in Getränken. Ersetzen wir Säfte und Softdrinks durch dünne Schorlen oder Wasser, ist das bereits ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Ungesüßte Tees bieten ebenfalls zuckerfreien Geschmack.
Ist der Nachwuchs jedoch nur Limonade, Cola und Eistee gewöhnt, stellt er freiwillig kaum auf Wasser um – erst recht nicht, wenn wir Eltern weiterhin zum Zuckergetränk greifen. Die Vorbildfunktion ist also ein bedeutender Faktor und hat großen Einfluss auf das, was unsere Kinder letztendlich essen und trinken. Aber auch der Gewöhnungseffekt ist enorm. Wer lässt sich schon gerne die geliebten „Suchtmittel“ entziehen?
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Eis aus Früchten und Gurkenschlangen: Nett angerichtete, gesunde Lebensmittel machen sogar Gemüsemuffel neugierig. Foto: pixabay / Flip Kruchlik / silviarita
Abhilfe kann eine Eltern-Kind-Vereinbarung schaffen, die eine schrittweise Umstellung unterstützt. Ein Beispiel wäre hier der abwechselnde Konsum: erst ein Glas Wasser, dann das Wahlgetränk. Alternativ ist das Trennen in „Trinkbereiche“ eine Möglichkeit. In der Schule und auswärts (da schwer kontrollierbar) sind anfangs noch Softdrinks erlaubt, Zuhause nur zuckerfreie Getränke. Tritt der Gewöhnungseffekt ein, können wir die Vereinbarung ausdehnen.
Da die meisten Kinder das Verlangen nach Süßem weit über das Thema gesunde Ernährung stellen, dürfen wir hier gerne mit (nicht ess- und trinkbaren) Belohnungen arbeiten, um die Motivation zu pushen. Qualitätszeit mit Mama oder Papa bleibt im hektischen Alltag oft auf der Strecke. Sind gemeinsame Unternehmungen nicht ein schöner Ansatz, um unseren Töchtern und Söhnen die Umstellung „schmackhaft“ zu machen?
Kinder essen zu viele Fertigprodukte: Wie ändern wir das?
In vielen deutschen Haushalten fehlt die Zeit zum Kochen. Dabei enthalten gerade Fertigprodukte und Tiefkühlgerichte jede Menge Zucker und „leere“ Kalorien, die dem Körper keine verwertbare Energie zuführen. Doch wer sagt eigentlich, dass (frische) Mahlzeiten nur von Mama oder Papa zubereitet werden müssen, um zur Essenszeit fix und fertig für die gesamte Familie auf dem Tisch zu stehen?
Beziehen wir unseren Nachwuchs in den Einkauf und die Zubereitung mit ein, tun sich ganz neue Möglichkeiten auf. Lassen wir die Kleinen mitschnippeln und sie einen Teil von dem, was auf dem Speiseplan steht, selbst auswählen. Denn Kinder essen nicht nur gern, sie sind auch von Natur aus neugierig und hilfsbereit – wenn sie verantwortungsvolle Aufgaben übertragen bekommen und ein Mitspracherecht haben statt nur Befehle entgegenzunehmen.
Gemeinsames Kochen hilft gegen Alltagsstress und fördert den Familienzusammenhalt. Fehlt die Zeit? Gehen wir einen Weg der kleinen Schritte – zweimal in der Woche ist allemal besser als nichts.
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Gemeinsam statt einsam: In guter Gesellschaft schmecken auch Salate und ungesüßte Tees nach mehr. Foto: pixabay / skeeze / Andreas Breitling
Kinder essen nebenbei: Wie werten wir die Mahlzeiten auf?
Essen ist kostbar. Da es vielen Haushalten in Deutschland allerdings jederzeit zur Verfügung steht, bleibt die Wertschätzung oft auf der Strecke. Frisch zubereitete Gerichte (die auch preiswert möglich sind) nehmen wir allein aufgrund der darin investierten Zeit anders wahr, als den Inhalt einer rasch geöffneten Vorratsdose. Natürlich müssen wir für den Snack zwischendurch nicht den kompletten Tisch decken und jeden Apfel endlos zelebrieren. Doch gerade die Hauptmahlzeiten bekommen einen höheren Stellenwert, wenn wir uns etwas Zeit dafür lassen.
Knabbern vorm Fernseher? Seien wir ehrlich: Wir machen es alle gern. Wie wäre es mit einem Gemüse-/Obstteller? Viele Kinder essen Gemüse lieber roh als in gekochter Form. Für die Allerjüngsten gibt es spezielle Ausstechgeräte, die Gurke, Kohlrabi & Co. in kleine Kunstwerke verwandeln.
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FAZIT: Es ist eine Herausforderung, zuckrige Essgewohnheiten abzustellen. Radikale Ernährungsumstellungen klingen theoretisch schön und richtig. Sicher ist das der gesündeste Weg – der praktisch jedoch selten umsetzbar ist. Die Rückfallquote in diesen Fällen ist sehr hoch. Zudem lauert der gefürchtete Jojo-Effekt, bei dem die Waage am Ende mehr Gewicht anzeigt als zuvor.
Ein entspannter Umgang mit dem Thema ist also gefragt, denn auch Teilerfolge haben durchaus ihre Daseinsberechtigung und wirken nachhaltiger als jedes Hauruck-Verfahren. Gehen wir zu verbissen an die Sache heran, verweigern sich unsere Kinder, und damit ist niemandem geholfen. Essen sollte immer positiv besetzt sein – möglichst von Kindheit an.