Jedes Jahr zur Winterzeit teilen User auf Facebook Übersichten mit Telefonnummern von Kältebussen. Alle, die diese Listen weitergeben, machen dies in guter Absicht und in der Hoffnung, Obdachlose damit zu unterstützen. Leider kann das im schlimmsten Fall genau das Gegenteil bewirken.
Im Winter haben Obdachlose es besonders schwer. Doch nicht jede(r) möchte Hilfe annehmen. Foto: Diana Parkhouse / Leroy Skalstad / pixabay
Notfallnummern von Kältebussen bei Facebook & Co
Vergleichen wir die unterschiedlichen Facebook-Posts, stellen wir schnell fest, dass für die gleichen Städte teilweise unterschiedliche Notfallnummern empfohlen werden. Nicht alle davon sind offiziell anerkannt und mit den jeweiligen Empfängern abgestimmt – manche gar nicht mehr aktuell. Stichproben haben ergeben, dass es sich oft um Büromitarbeiter handelt, die nur tagsüber für ein paar Stunden erreichbar sind. Das bestätigen auch Facebook-Kommentare unter den jeweiligen Beiträgen, in denen sich Beschwerden über Unerreichbarkeit und tote Leitungen häufen.
Speichern wir die geposteten Nummern nun in gutem Glauben ab und rufen dort im Notfall an, haben wir lediglich einen Anrufbeantworter an der Strippe. Vielleicht hinterlassen wir eine Nachricht und denken, der Bus sei gerade anderweitig unterwegs. Der Fahrer wird sie nach seiner Rückkehr schon abhören und sich dem Fall annehmen. Damit wäre die Sache für die meisten gedanklich abgehakt, da sie den Notfall schließlich gemeldet haben. Richtig ist jedoch: Die Anrufbeantworter werden erst wieder zu regulären Bürozeiten abgehört – was natürlich viel zu spät ist und so fatale Folgen haben kann, da nichts passiert.
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Nicht nur im Winter suchen Obdachlose unter Brücken, in Hauseingängen und Unterführungen Schutz. Foto: José Manuel de Laá / pixbay
Wie verhalten wir uns also am besten, wenn wir Obdachlose bei klirrenden Temperaturen auf der Parkbank oder im Hauseingang sehen? Auf jeden Fall aktiv werden, denn damit können wir Leben retten!
1. Obdachlose immer erst ansprechen
Sprechen wir die Betroffenen gezielt an, stellt sich oft heraus, dass sie keine Hilfe möchten. Auch wenn es für den ein oder anderen schwer zu glauben ist: Es gibt tatsächlich viele, die ihre Lage auf der Straße einer Nacht in der Notunterkunft vorziehen – zum Beispiel, weil nicht überall Hunde erlaubt sind, die aber oft der einzige Halt für die Betroffenen sind. Das sollten wir respektieren. Mitarbeiter von Rettungsdiensten berichten, dass sie im Winter häufig eilige Einsätze gemeldet bekommen und dann niemand mehr vor Ort ist. Die hilfsbedürftigen Personen wollten gar keine Unterstützung und sind gegangen, als sie mitbekamen, dass jemand den Notruf gewählt hat, ohne sie zu fragen. In dieser vertanen Zeit hätten die Sanitäter anderweitig Leben retten können.
Für viele Obdachlose ist ihr Hund der einzige Halt. Foto: Nick Fewings / unsplash
2. Persönliche Entscheidung akzeptieren
Wirken die Betroffenen nicht akut gefährdet und lehnen Hilfe ab, müssen wir das akzeptieren und weiterziehen. Hören wir auf unsere Intuition – sie ist meist ein guter Ratgeber und weist in die richtige Richtung. Haben wir Magengrummeln und ein schlechtes Gefühl, rufen wir im Zweifel lieber Hilfe. Ein ins Leere laufender Rettungseinsatz ist zwar ärgerlich, doch fährt der Rettungsdienst am Ende lieber einmal zu viel als zu wenig raus.
3. Im Notfall 112 wählen
Etwas anderes ist es, wenn die Obdachlosen unser Hilfsangebot annehmen oder unsere Ansprache sie nicht erreicht, da sie bewusstlos oder anderweitig desorientiert und hilflos sind. In diesen Fällen sollten wir sofort den Notruf des Rettungsdienstes unter der 112 verständigen. Die Mitarbeiter dort kennen sämtliche Hilfsangebote und Anlaufstellen der betroffenen Stadt am besten und können innerhalb kürzester Zeit zuverlässige Hilfe organisieren.
Als Einzelperson können wir die Welt nicht mit einem Schlag verändern, aber jeder kann dazu beitragen, sie ein wenig besser zu machen. Im Schutz des Internets lässt es sich leicht über all das meckern, was schief läuft. Doch nur wer im realen Leben aktiv wird, wenn’s drauf ankommt und Zivilcourage gefragt ist, zeigt wahre Stärke.
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ÜBER DIE AUTORIN
Tara Riedman ist Online-Redakteurin, Texterin und Autorin im Unterhaltungs-/Sachbuchbereich. Darüber hinaus leitet sie als freiberufliche Trainerin Selbstschutzkurse für Frauen sowie die von ihr ins Leben gerufenen sicowu-Kurse (sicowu – sicher, cool & selbstbewusst) für Kinder und Jugendliche.
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