Im Notfall wie auch in Alltagssituationen konsequent und richtig reagieren – wie kann das gelingen? Die Antwort ist recht simpel und verbessert unsere Reaktionsfähigkeit. Damit sehen wir unangenehmen Situationen zukünftig entspannter entgegen.

Die Reaktionsfähigkeit entscheidet häufig über Sieg oder Niederlage. Doch wie gelingt es, gerade in unbequemen Situationen richtig zu reagieren? Foto: pixabay / Jonny Lindner
Säbelzahntiger, Ur-Instinkte und Erfahrungswerte
Müssen wir in Sekundenschnelle und unter Stress eine Entscheidung treffen, können wir das nur mit Hilfe unserer Instinkte und Erfahrungswerte. Dieses angeborene Bauchgefühl schlummert noch aus den Zeiten der Säbelzahntiger in jedem von uns und bietet bei Gefahr drei Handlungsmöglichkeiten: Flucht, Kampf oder Starre. Je nach Lage haben alle ihre Daseinsberechtigung.
Wird es brenzlig, ist Flucht immer die erste Wahl. Für den Kampf entscheiden wir uns, wenn ein Rückzug nicht mehr möglich ist. Stehen wir allerdings plötzlich einem Löwen gegenüber, ist wohl keine dieser beiden Varianten empfehlenswert oder erfolgversprechend. Bleibt als letzte Alternative nur die Starre und die Simulation des eigenen Tods – der Versuch, sich für den Gegner möglichst unattraktiv zu machen.
Reaktionsfähigkeit im 21. Jahrhundert
Das Lebensumfeld hat sich gewandelt. Durch die Flut an Informationen und Möglichkeiten in der heutigen Zeit stößt unser Unterbewusstsein beim verlässlichen und automatisierten Abruf unserer Instinkte zunehmend an seine Grenzen. Die Reaktionsfähigkeit leidet. Das kann sich beispielsweise äußern, indem wir in Panik- oder Überforderungssituationen ungewollt und völlig verfrüht in eine Schockstarre verfallen – ob sie in diesem Moment angebracht ist oder nicht.
Neben den Ur-Instinkten haben wir zusätzlich die Erfahrungswerte als Ratgeber. Doch was passiert, sobald eine Situation neu für uns ist? Wenn wir uns vorher nie damit auseinandergesetzt haben? Dann existieren keine Erfahrungen auf die wir zurückgreifen können. Wie bleiben wir in Notfällen also handlungsfähig?
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Der beste Kampf ist der, den wir vermeiden können. Bleibt die Möglichkeit zur Flucht, nutzen wir sie! Foto: pixabay / Lothar Dieterich / Robin Persson
Grundsatzentscheidungen im Vorfeld treffen
In Notlagen (etwa bei Raubüberfällen, Belästigungen oder anderen Gewalttaten) gibt es keine pauschale Verhaltensrichtlinie. Solche Übergriffe müssen wir differenziert betrachten, da jede Situation anders ist. Doch für alle Vorfälle gilt: Je unvorbereiteter wir in eine unbekannte Lage geraten, desto höher ist das Risiko, dass wir unangemessen oder gar nicht reagieren. Natürlich ist der genaue Ablauf schlecht vorherzusagen, ein exaktes Verhalten also nicht planbar. Aber wir können im Vorfeld Grundsatzentscheidungen treffen. Denn dann sind wir fähig, Möglichkeiten abzuwägen und klar zu denken. Ist der Ernstfall eingetreten, ist es dafür zu spät.
Verbesserte Reaktionsfähigkeit: gut vorbereitet ist halb gewonnen
Das gilt übrigens nicht nur für Gewalttaten, sondern ist ebenso auf den normalen Alltag übertragbar. Wer kennt es nicht: Wir sitzen im Seminar, im Workshop oder in der Schule und alle werden aufgefordert, sich vorzustellen und ein paar Sätze zu sagen. Die Anspannung im Raum ist meist deutlich spürbar und einige Anwesende können nur mühsam ihren Fluchtreflex unterdrücken – einer unserer Urinstinkte bei vermeintlicher „Gefahr“. Nur kommt diese hier nicht in Form von Angst vor körperlicher Verletzung um die Ecke, sondern als Sorge vor der Blamage.
Ohne Strategie und Vorbereitung fühlen wir uns nun schlecht. Wir sind nervös, überlegen fieberhaft, was wir erzählen könnten – manch einer ist gar froh, wenn ihm der eigene Name einfällt. Natürlich gibt es Menschen, die gerne im Mittelpunkt stehen und denen solche Dinge keine Probleme bereiten. Die Vorstellungsrunde ist nur ein Beispiel von vielen. Jeder hat irgendetwas, dass dem persönlichen Angstschweiß Tür und Tor öffnet. Schauen wir uns diese Situationen vorab an und entscheiden, wie wir im Ernstfall damit umgehen, steigert das unsere Reaktionsfähigkeit. Es schafft Sicherheit und reduziert Ängste. Denn ans Tageslicht gezerrt, verlieren Gespenster einen Großteil ihres Schreckens.
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Im Alltag unterstützt es das Selbstbewusstsein, wenn wir unsere Mutmuskeln regelmäßig trainieren – auch einmal Dinge wagen, die uns unangenehm sind. Bei Gefahr ist dagegen Flucht die erste Wahl. Foto: pixabay / Free Photos / unsplash / Raul Cacho
Individuelles Konzept für konsequentes Handeln
Bleiben wir bei dem Seminarbeispiel. Treffen Sie im Vorfeld eine Vereinbarung mit sich selbst. Sie könnten sich einige Sätze zurechtlegen und vornehmen, direkt den Anfang zu machen, wenn die Aufforderung zur Vorstellung kommt. So bringen Sie es zügig hinter sich und können die anderen Ansprachen danach ganz entspannt verfolgen. Fühlt es sich für Sie jedoch besser an, erst ein paar Beispiele zu hören, bevor Sie an der Reihe sind, dann legen Sie diese Vorgehensweise für sich fest.
Raus aus der Opferrolle
Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht – für niemanden. Haben wir unser grundsätzliches Verhalten in bestimmten Situationen festgelegt, macht es uns dennoch selbstsicherer. Je mehr Baustellen wir haben, mit denen wir uns nicht auseinandersetzen, desto höher ist die Ohnmacht und Hilflosigkeit in dem Moment, in dem der Ernstfall eintritt.
Eine „innerliche Roadmap“ signalisiert dem Unterbewusstsein, dass wir das Risiko eines Kontrollverlustes reduziert haben. Das macht selbstbewusst. Und Selbstbewusstsein ist die Grundvoraussetzung, um sich anderen gegenüber zu behaupten. Wir wirken stark und häufig auch attraktiver – trotzdem passen wir damit nicht in das Beuteschema vieler Täter. Denn sie wollen Opfer mit möglichst wenig Gegenwehr. Sie suchen sich in der Regel nicht die Schönste von allen heraus, sondern die vermeintlich Schwächste.
Ihr Leben, Ihre Entscheidung
Natürlich bleibt es jedem selbst überlassen, inwiefern wir uns mit diesen Themen befassen. Doch wenn Sie Lust bekommen haben, Unsicherheiten in Ihrem Leben zu reduzieren, dann greifen Sie jetzt zu Blatt und Stift. Notieren Sie alle Situationen, die Ihnen Sorge bereiten und die Sie für sich kalkulierbarer machen möchten. Schreiben Sie Ihre persönliche Gebrauchsanweisung – und schauen damit in eine entspannte Zukunft.
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ÜBER DIE AUTORIN
Tara Riedman ist Online-Redakteurin, Texterin und Autorin im Unterhaltungs-/Sachbuchbereich. Darüber hinaus leitet sie als freiberufliche Trainerin Selbstschutzkurse für Frauen sowie die von ihr ins Leben gerufenen sicowu-Kurse (sicowu – sicher, cool & selbstbewusst) für Kinder und Jugendliche.
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