Die Safe Shorts löst Diskussionen aus und polarisiert. Von einigen Betrachtern als „Keuschheitsgürtel des 21. Jahrhunderts“ bezeichnet, für andere wiederum eine dankbar angenommene Maßnahme in der Gewaltprävention – vor allen Dingen beim Sport in freier Natur.

Die Safe Shorts ist mit einem Taschenalarm ausgestattet
Foto: Safe Shorts / TECOS GmbH / Tara Riedman

Die Safe Shorts im Check

Auf den Punkt gebracht: Die Safe Shorts ist eine kurze mit einem Zahlenschloss und einem Alarm gesicherte Hose. Manche Betrachter vermuten einen satirischen Hintergrund, wenn sie die Shorts das erste Mal sehen und bezeichnen sie als „Keuschheitsgürtel des 21. Jahrhunderts“. Doch viele Frauen sind über das Angebot der Unternehmerin Sandra Seilz aus Oberhausen sehr froh. Sie ist die Erfinderin der Safe Shorts und hat dieses Präventionsprodukt herausgebracht, um Frauen – speziell beim Sport in freier Natur – vor Übergriffen zu bewahren.

Sandra Seilz war selbst Opfer eines Angriffs. Am helllichten Tag lauerten ihr beim Joggen drei angetrunkene Männer auf. Einer von ihnen hielt sie fest, der Zweite zog ihr die Hose herunter und ein Dritter versuchte, sie zu vergewaltigen. Aber sie hatte Glück im Unglück: Ein Spaziergänger mit Hund kam vorbei und schlug die Täter in die Flucht. Aus dieser Erfahrung heraus konzipierte sie die Safe Shorts – ursprünglich nur zu ihrem eigenen Schutz. Doch schnell zeigte sich, dass die Anfrage nach solch einem Produkt größer als vermutet war. Daraufhin entwickelte sie die Hose bis zur Marktreife weiter.

Ausstattung und Handhabung

Die Safe Shorts gibt es momentan in zwei Varianten: als Laufshorts und als Hotpants. Der Unterschied besteht hauptsächlich in der Länge und im Preis. Lassen wir das angebrachte Schloss und die Verschnürung außer Acht, sehen sie erst einmal wie normale Radlerhosen aus. Allerdings sind sie im Schritt weiträumig mit einem reiß- und schnittfesten Material ausgestattet. Es hat die Sicherheitsstufe drei von fünf in Sachen Unzerstörbarkeit. Diese Stufe kann nur mit Spezialwerkzeug geöffnet werden. Die Schnüre, mit denen die Safe Shorts gesichert ist und die das Herunterziehen verhindern, bestehen aus einem ähnlichen Material.

Auf der Rückseite haben die Hosen eine Reißverschlusstasche für Kleingeld, Smartphone und Schlüssel. An den Beinen ist für einen besseren Halt zudem ein Antirutschgummi eingearbeitet. Ein weiteres Feature ist der kleine Beutel vorne links, in dem ein Taschenalarm mit einer Lautstärke von 130 Dezibel untergebracht ist. Der Auslöser des Alarms wird beim Festziehen der Schnüre mit der Sicherung verbunden und ist somit im Notfall mit einem Handgriff aktiviert. Für das Sichern beziehungsweise das Schließen der Hose braucht es am Anfang etwas Übung, doch dann geht es gut von der Hand.

Safe Shorts – die abschließbare Hose
Foto: Safe Shorts / TECOS GmbH

Die Safe Shorts in der Anwendung

Wir haben die Safe Shorts aktiv beim Joggen getestet. Die Schnüre stören beim Laufen nicht, das Material trägt sich angenehm. Es ist von hoher Qualität, was einen großen Pluspunkt darstellt. Leider ist das Verschlusssystem für jeden gut sichtbar und zieht damit alle Blicke auf sich. Der Taschenalarm auf der Vorderseite trägt etwas auf und der Po wirkt optisch leicht eingeschnürt. Die Lösung bietet hier ein weiteres Shirt, das diese Stellen verdeckt. So ist die Technik darunter für Außenstehende quasi unsichtbar.

Grundsätzlich empfehlen wir, die Sicherung der Hose nicht öffentlich zur Schau zu stellen. Von der Tatsache abgesehen, dass unser Unterleib plötzlich zum Blickmittelpunkt wird, könnte sie auf potentielle Täter zudem ungewollt provokant wirken.

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Für wen eignet sich die Safe Shorts?

Haben Sie Angst vor Übergriffen, lassen Sie sich bitte nicht einreden, dass dies Quatsch ist und Sie Gespenster sehen. Die Quote der Angriffe durch Fremdtäter ist (zumindest in Deutschland) zwar tatsächlich sehr gering, doch grundsätzlich gilt: Furcht und Sorge sind subjektive Gefühle, die jede Frau anders wahrnimmt. Niemand kann von außen darüber bestimmen, was Sie empfinden dürfen. Haben Sie Angst, dann haben Sie Angst. Punkt! Ob das in den Augen anderer gerechtfertigt ist, spielt dabei keine Rolle. Wichtig ist, dass es Ihnen gut geht.

Aus diesem Grund ist die Safe Shorts für alle Frauen geeignet, denen sie ein gutes Gefühl gibt. Hundertprozentiger Schutz existiert nicht – kein Produkt der Welt kann ihn garantieren. Doch die Suche der Täter nach „vielversprechenden Opfern“ wird von unserer Haltung, der Körpersprache und unserem gesamten Auftreten stark beeinflusst. Fühlen wir uns wohl, strahlen wir genau das aus. Damit geraten wir nicht so schnell in die klassische Opferrolle, als wenn wir mit einem schlechten Gefühl und Sorge unterwegs sind. Zur mentalen Stärkung sind Hilfsmittel wie die Safe Shorts also durchaus empfehlenswert.

Die Safe Shorts ist an den wichtigsten Stellen reiß- und schnittfest
Foto: Safe Shorts / TECOS GmbH

Täterprofile und ihre Bedeutung

Wichtig ist ein näherer Blick auf das Täterprofil. Handelt es sich um einen Fremden oder Bekannten? Die Sicherheitsshorts können vor Übergriffen außerhalb der eigenen vier Wände in gewissem Rahmen schützen. Etwa 80 Prozent aller Täter brechen ihr Vorhaben ab, wenn sie nicht zügig ans Ziel kommen. Das bestätigt auch eine Studie der Polizeidirektion Hannover. Diese Tatsache spricht klar für die massive Gegenwehr und zusätzliche mechanische Sicherungen.

Bei häuslicher Gewalt sieht es dagegen ganz anders aus. Die Gefahr, dass die Gewaltsituation zu Hause eskaliert, wenn der Täter mit einem Schloss an der Hose konfrontiert wird, ist überproportional hoch. Denn in diesen Fällen geht es meist nur untergeordnet um Sex, sondern in erster Linie um Macht und Kontrolle. Fühlt der gewalttätige Ehemann, Freund oder Verwandte sich vorgeführt, sieht es übel für uns aus. Stellen wir dessen (fragwürdigen) Machtstatus doch in einem Moment zur Diskussion, in dem wir von der Öffentlichkeit abgeschirmt und allein mit ihm sind. Wie die Flucht aus dem Teufelskreis der häuslichen Gewalt gelingen kann, ist ein sehr breites und tiefes Thema, das gesondert betrachtet werden muss.

Fazit

Die Safe Shorts ist durchdacht und von überzeugender Qualität. Sie eignet sich aus unserer Sicht gut als ergänzendes Präventionsprodukt, das vollendete Vergewaltigungen durch Fremde unwahrscheinlicher macht. Auch das persönliche Sicherheitsempfinden kann durch das Tragen der Hose profitieren – was wiederum zu einer selbstbewussteren Ausstrahlung führt. Ob dieses Selbstschutzmittel am Ende jedoch zu Ihnen passt, müssen Sie natürlich selbst entscheiden.

Beschäftigen wir uns zudem noch etwas mit unserer Körpersprache, weiteren Sicherheitsmaßnahmen und einigen Techniken der Selbstverteidigung, haben wir bereits viel für den Selbstschutz getan. Und bitte vergessen Sie nie: Flucht ist bei körperlichen Übergriffen immer die erste Wahl!

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Tara Riedman, Autorin, Trainerin & Coach

ÜBER DIE AUTORIN

Tara Riedman ist Online-Redakteurin, Texterin und Autorin im Unterhaltungs-/Sachbuchbereich. Darüber hinaus leitet sie als freiberufliche Trainerin Selbstschutzkurse für Frauen sowie die von ihr ins Leben gerufenen sicowu-Kurse (sicowu – sicher, cool & selbstbewusst) für Kinder und Jugendliche.

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