Viele Senioren leben bis ins hohe Alter in ihren eigenen vier Wänden. Mit der ein oder anderen Unterstützung funktioniert das wunderbar … bis Ganoven ins Spiel kommen. Wie schützen wir unsere Eltern, Großeltern und natürlich auch uns selbst vor Trickbetrügern?

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Denn ihnen ist beinahe jedes Mittel recht, um gerade der älteren Generation in die Tasche zu greifen. Ob am Telefon oder an der Haustür: Die Maschen der Täter sind hinterlistig, gemein – und funktionieren leider in vielen Fällen.
Wir unterscheiden zwischen Abzocke am Telefon und Betrugsversuchen an der Haustüre. Außerdem zwischen Callcenter-/Werbeanrufen und solchen, bei denen die Betrüger in falsche Rollen schlüpfen und es auf Bargeld sowie Wertgegenstände abgesehen haben.
Betrüger am Telefon
Klingelt das Telefon und wir kennen den Anrufer nicht, ist Aufmerksamkeit gefragt. Es gibt kaum gute Gründe für Fremde, uns ungefragt zu kontaktieren. Keine Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes wie Polizei, Feuerwehr, Staatsanwaltschaft oder Gerichtsvollzieher rufen aus dem Blauen heraus an – weder um uns vor irgendetwas zu warnen noch um Bußgelder einzuziehen.
Weiterhin gibt es nichts, das wir oder unsere betagteren Verwandten per „Überfall“ am Telefon bestellen bzw. kaufen sollten. Alles, was wir benötigen, können wir uns in Ruhe – nach ausreichender Bedenkzeit – selbst besorgen (lassen). Und möchten wir etwas spenden, dann suchen WIR uns die jeweilige Organisation heraus und setzen uns aktiv mit ihr in Verbindung.
Callcenter-/Werbeanrufe
Ja, ungewollte Werbeanrufe nerven – vor allem, wenn sie wiederholt auftreten, wir gefühlte hundert Mal am Tag ans Telefon laufen und immer das gleiche hören. Gerade Anschlüsse von Senioren sind diesbezüglich beliebt, da sich deren Inhaber häufiger und schneller „überzeugen“ lassen als die jüngere Generation. Letztere sind dafür anfälliger für Betrügereien im Internet, wo Senioren tendenziell seltener unterwegs sind.
Die Herangehensweisen der Anrufer sind vielfältig. Sie reichen von vorgegaukelten Gewinnen oder Gutscheinen (die nicht existieren beziehungsweise an Bedingungen geknüpft sind) über berührende Leidensgeschichten (um Spenden für „gute Zwecke“ zu sammeln) bis hin zu offensiven Drohungen. All diese Taktiken haben gemeinsam, dass sie nur funktionieren, wenn die Täter mit uns reden können. Lassen wir es am besten gar nicht dazu kommen.
Die Thrillerpfeife als Wunderwaffe?
Hartnäckig geistert der Thrillerpfeifen-Ratschlag durch die Lande – mutet er auf den ersten Blick logisch an, ist er auf den zweiten nicht empfehlenswert. Denn legen wir uns eine Pfeife neben das Telefon und blasen dem nächsten Werbeanrufer ordentlich den Marsch, kann das schnell teuer werden. Eine Dame aus Pirmasens wurde hierfür zu 800 € Geldstrafe verurteilt, da die betroffene Callcenter-Mitarbeiterin am anderen Ende der Leitung einen Hörsturz erlitt.
Damit sind wir bei einem weiteren Punkt: Solche Attacken treffen (meist) die falschen Personen. Die Anrufer(innen) sind lediglich ausführende Kräfte. Sie arbeiten für einen Hungerlohn und sicher nicht zum Spaß vorgegebene Listen ab. Ihr Handlungsspielraum ist begrenzt bis gar nicht vorhanden. Würden die schrillen Pfeiftöne bis zu den Betreibern dieser Einrichtungen durchdringen … nun ja, es wäre eine Überlegung wert.
Verhaltenstipp: Es gibt mehrere Möglichkeiten, auf ungewollte Anrufe zu „antworten“. Dabei sollten wir niemals das Wörtchen „Ja“ verwenden. Auch nicht auf die Frage, ob wir Frau/Herr XYZ sind. Die Gefahr besteht, dass wir plötzlich einen Vertrag abgeschlossen haben, weil die Organisationen sich das Gespräch so zusammenschneiden, wie es ihnen gefällt. Wir haben also keinen sicheren Einfluss darauf, an welcher Stelle sie unser „Ja“ platzieren.
Schluss mit Höflichkeit
Grundsätzlich ist es eine gute Idee, kommentarlos aufzulegen, sobald klar ist, dass uns jemand etwas aufschwatzen will. Gerade Senioren haben anfangs meist Hemmungen, solch ein „unhöfliches“ Verhalten umzusetzen. Einmal freundlich ablehnen muss jedoch reichen – denn Stopp heißt Stopp und Nein heißt Nein. Niemand hat das Recht, uns zu belästigen. Callcenter-Betreiber setzen genau auf diese anerzogene Höflichkeit, die uns in fatale Situationen bringen kann.
Klingelt es nach dem Auflegen wiederholt weiter, können wir als Alternative abnehmen und (nervende) Musik oder die Radionachrichten in den Hörer schallen lassen. Solange, bis der Anrufer selbst das Gespräch beendet. Spätestens beim zweiten oder dritten Mal geben die meisten auf.
Zusatztipp: Tragen Sie sich im Telefonverzeichnis (wenn überhaupt) nicht mit vollem Namen ein. Denn auf diesem Weg finden Betrüger unter anderem ihre Opfer. Weibliche Vornamen der älteren Generation sind besonders beliebte Angriffsziele.
Lockanrufe / Ping-Calls
Ping-Anrufe sollen uns neugierig machen. Dabei klingelt es meist nur ein Mal, sodass wir keine Chance haben, den Anruf entgegenzunehmen. Sie zielen darauf ab, dass wir die im Display angezeigte Nummer zurückrufen – und bei extrem teuren Sondernummern landen. Eine Bandansage bittet um Geduld, um uns möglichst lange in der Leitung zu halten.
Verhaltenstipp: Rufen Sie niemals unbekannte Rufnummern zurück.

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Wölfe im Schafspelz am Telefon
Neben Werbeanrufen gibt es kriminelle Banden, die es speziell auf Rentner und ihre Ersparnisse abgesehen haben. Sie geben sich als jemand aus, der sie nicht sind, und versuchen, Senioren so um ihre Wertsachen zu erleichtern. Sie stellen sich als Polizisten, Staatsanwälte oder als nahe „verschollene“ Angehörige vor und tischen wahlweise herzzerreißende oder beängstigende Lügengeschichten auf. Diese reichen von großer Geldnot innerhalb der Familie (bekannt als Enkeltrick) bis zum Polizei-Undercover-Einsatz, bei dem das Geld von Bankkonten „gerettet“ und deshalb abgehoben und in Verwahrung genommen werden soll. Nicht selten schicken die Täter einen Komplizen, der die Wertsachen direkt an der Haustür abholt. Hierbei setzen sie die Opfer massiv unter Druck.
Leider ist die Manipulation der Rufnummernanzeige für diese Leute technisch kein Problem. Es kann durchaus vorkommen, dass das Telefondisplay die Notrufnummer 110 als Quelle anzeigt, obwohl der Anruf tatsächlich aus dem Ausland kommt. Auch eine scheinbare „Weiterleitung“ an die Polizeidienststelle zur Überprüfung der Angaben ist für die Gauner möglich. In diesem Falle sprechen die Opfer nach einem Wählton mit einer zweiten Person. Sie gibt sich als Polizist(in) der örtlichen Wache aus und „bestätigt“ die Identität des anderen.
Betrüger an der Haustür
Die Betrugsgründe an der Haustür sind denen am Telefon ähnlich. Auch hier sind Ganoven sehr kreativ, wenn sie ans Geld wollen. Es geht um Vertragsabschlüsse, Spenden und sonstige Abzocke. Da wir dem Täter jedoch „Live und in Farbe“ gegenüberstehen, ist noch größere Vorsicht geboten.
Mechanische und digitale Sicherungen
Damit wir ungebetene Besucher frühzeitig erkennen und sie nicht sofort in unserem Flur stehen, sobald wir die Türe öffnen, sind mechanische Sicherungen sinnvoll. Dies betrifft Miet- ebenso wie Eigentumswohnungen oder Häuser.
Überwachungsmöglichkeiten
Bei blickdichten Türen gehört ein integrierter Spion, durch den wir draußen stehende Personen erkennen, zur Grundausstattung. Ist keiner vorhanden, sollten wir über eine einfache Kameraüberwachung nachdenken. In einer Ecke oberhalb der Eingangstür angebracht, haben wir unsere Türschwelle immer im Auge. Die Kamera muss allerdings so ausgerichtet sein, dass weder vorbeilaufende Mitbewohner und deren Besucher noch der öffentliche Raum (z. B. Treppenhaus) erfasst wird. In Mietobjekten bedarf die Installation der Zustimmung des Vermieters.
Können wir durch einen normalen Spion aufgrund einer Sehschwäche wenig erkennen, lässt sich dieser gegen ein Modell mit Bildschirm austauschen. So sehen wir auf dem innen angebrachten Display auf einen Blick, wer um Einlass bittet.
Redaktionsempfehlung:
Digitaler Türspion *, für Türstärken von 38 – 110 mm
Türketten/Türriegel
Türketten sind als mechanische Vorsichtsmaßnahme eine lohnenswerte Investition. Sie sind verhältnismäßig preiswert, gut nachzurüsten und bedürfen weder eines Stromanschlusses noch irgendwelcher Technikkenntnisse. Einmal angebracht sorgen sie dafür, dass wir die Tür gesichert einen Spalt breit öffnen können.

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Die Trickkiste der Haustür-Betrüger
Der Respekt-Trick
Den Respekt-Trick gibt es nicht nur am Telefon, sondern auch im persönlichen Aufeinandertreffen. Auch hier geben Betrüger sich als Polizist (ggfs. sogar in Uniform), Staatsanwalt oder Mitarbeiter einer anderen respekteinflößenden Instanz aus. Sie haben meist ein gepflegtes Äußeres. Dabei variiert ihre Ansprache und ihr Auftreten von sympathisch und vertrauenswürdig bis drohend und furcheinflößend.
Verhaltenstipp: Lassen Sie niemanden, der sich vorher nicht angemeldet hat, ins Haus – egal, welche Uniform er/sie trägt. Das Vorzeigen des Dienstausweises ist kein überzeugendes Argument, denn wir könnten Original von Fälschung nicht zuverlässig unterscheiden. Um das geforderte Anliegen zu überprüfen, sollten wir in dem Amt oder der Behörde anrufen, von der er/sie angeblich kommt. Trauen wir uns dies selbst nicht zu und sind verunsichert, bitten wir einen Vertrauten um Hilfe.
Der Handwerker-Trick
Handwerker in Arbeitskleidung bieten Eigenheimbesitzern (vorzugsweise in Reihen-/Einfamilienhäusern) an, die Dachrinnen für ein paar Euro zu reinigen oder andere Reparaturen zum Dumpingpreis durchzuführen. Oft geben sie vor, sie seien ohnehin in der Nachbarschaft beschäftigt und somit sei es „ein Abwasch“. Sind die Arbeiten erledigt, verlangen sie plötzlich jedoch horrende Summen und setzen uns massiv unter Druck, die Rechnung sofort und in bar zu begleichen.
Verhaltenstipp: Gehen Sie niemals auf überfallartige Handwerkerangebote an der Haustür ein. Lassen Sie sich in kein Gespräch verstricken. Sagen Sie „Nein, danke“ und schließen sofort die Tür (die Sie vorher nur ein Spalt breit und durch eine Kette gesichert geöffnet haben).
Der Gas-/Strom-/Wasser-Trick
Täter behaupten, sie seien Mitarbeiter der Stadtwerke. Sie möchten Zähler ablesen, Wasserhähne checken oder überprüfen, ob ein angeblicher Wasserschaden im Haus bis zu uns durchgedrungen ist.
Verhaltenstipp: Lassen Sie auch in diesem Falle keine unangemeldeten Handwerker hinein. Bitten Sie den Mitarbeiter um einen Moment Geduld, schließen die Tür und lesen den Zähler selbst ab beziehungsweise schauen nach, ob irgendwo ein Schaden entstanden ist. Dann geben Sie die Information durch den gesicherten Türspalt weiter. Im Zweifel lassen Sie die Tür verschlossen und holen sich telefonisch Hilfe und Rat bei einer Vertrauensperson.
Der Hilfe-Trick
Hier werden gerne Kinder und (schwangere) Frauen vorgeschickt, die klingeln und um Hilfe bitten. Das können Informationen, etwas zu trinken, Block und Stift oder Zuflucht vor Verfolgung sein.
Verhaltenstipp: Öffnen Sie niemals voreilig die Tür. Geht es um ein Glas Wasser, reichen Sie es maximal durch den gesicherten Türspalt. Für alle anderen Angelegenheiten bieten Sie an, die Polizei als Unterstützung zu rufen. Bei dieser Aussicht sind Trickbetrüger ruckzuck weg.

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Wissen ist Macht, Wissen schützt
Wissen ist Macht – das gilt besonders im Falle von Betrügerein. Sind wir uns der Vorgehensweisen von Kriminellen bewusst und kennen deren Tricks, fallen wir so schnell nicht mehr darauf herein. Und das ist gut so, denn wir schützen uns und unsere Lieben – für ein sorgenfreies Leben.
- Wir sichern Haus- und Wohnungstür.
- Wir lassen keine fremden Personen hinein.
- Wir kaufen und unterschreiben nichts an der Haustür.
- Wir gewähren Handwerkern nur nach offizieller Anmeldung Zutritt.
- Wir lassen uns von angeblichen Notfällen niemals unter Druck setzen.
- Wir holen im Zweifel eine Vertrauensperson hinzu.
- Wir geben keinerlei Daten (Bank-/PIN-/Ausweisnummer etc.) weiter.
- Wir händigen Unbekannten niemals Geld oder Wertsachen aus und verraten auch nicht, wo wir diese aufbewahren.
- Möchten wir (bekannten!) Verwandten finanziell helfen, überreichen wir ihnen das Geld persönlich – niemals über Dritte.
- Wir wählen nach einem Betrugsversuch die 110 und berichten der Polizei davon.
Gut zu wissen: Am Telefon geschlossene Verträge unterliegen einem 14-tägigen Widerrufsrecht. In dieser Zeit können wir ohne Angabe von Gründen zurücktreten. Die Frist beginnt, sobald die schriftliche Belehrung darüber bei uns eingeht – bleibt sie aus, verlängert sich die Widerspruchsfrist entsprechend zu unseren Gunsten. Gleiches gilt für Vertragsabschlüsse an der Haustüre und seit der Verbraucherrechtsreform 2014 auch für „Kaffeefahrten“. Ausgenommen davon sind sogenannte Bagatellgeschäfte bis 40 Euro.
Weitere Informationen finden Sie im Ratgeber für Seniorinnen und Senioren – herausgegeben von der Polizei und der Organisation Weisser Ring.