Stalking kann jeden treffen. Nachstellung, Bedrohung und Belästigung in Dauerschleife zerren an den besten Nerven. Doch sind wir dem als Opfer nicht hilflos ausgeliefert. Es gibt einige Möglichkeiten, dagegen anzugehen und dem Stalker die Zähne zu zeigen.
Rücksichtsloser Kontrollwahn beeinträchtigt die Lebensqualität der Betroffenen enorm. Foto: Free-Photos / msporch /pixabay
Jeder kann zum Stalking-Opfer werden
Stalking-Opfer finden wir in allen Alters-, Berufs- und Religionsgruppen. Frauen sind dabei von dieser Art des Terrors überdurchschnittlich oft betroffen. In drei von vier Fällen kennen sie ihre Peiniger, die ihnen penetrant nachstellen, persönlich. Ein Großteil der Stalking-Delikte entsteht aus (Ex-)-Beziehungen heraus. Wie es auch bei häuslicher Gewalt sehr oft der Fall ist, geht es den Tätern meist um Dominanz, Macht und Kontrolle. Ein übersteigertes Geltungsbedürfnis, das krankhafte Verlangen nach der Nähe zum Opfer und psychische Störungen sind ebenfalls mögliche Auslöser von Stalking.
Die emotionale Seite kann dabei auf positiven wie negativen Gefühlen basieren. Während der eine Täter sein Opfer anbetet und bewundert, treibt den anderen Rache und Hass an. Die Ausprägung ist dabei meist extrem und die Übergänge sind fließend. Sie können schnell ins Gegenteil umschlagen, sollte die Zielperson nicht so reagiert, wie der Stalker es gerne hätte.
Manchmal beendet das Auftreten von uniformierten Beamten den Spuk. Foto: Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes – polizei-beratung.de
Anzeige erstatten … oder besser nicht?
Die Bestrafung des Täters steht für Betroffene meist nicht im Fokus – vor allem, wenn es sich um jemanden handelt, der ihnen einmal nahegestanden hat. Sie wollen einfach nur, dass es aufhört. Besteht allerdings eine akute Gefahrensituation, ist der Notruf 110 trotzdem die erste Wahl. Ein schnelles, zielsicheres Einschreiten uniformierter Beamter zeigt oft Wirkung und viele Belästigungen hören nach einer Anzeige auf. Neben den strafrechtlichen Aspekten bietet die Abteilung Opferschutz der Polizei auch mentale Unterstützung beim weiteren Vorgehen.
Gut zu wissen:
Verletzt uns der Stalker körperlich, ist es ratsam, die Spuren von einem Arzt sichern zu lassen. Das ist in einem späteren Strafverfahren ebenso wie für die Durchsetzung unserer Interessen in Sachen Schmerzensgeld und Verdienstausfall als Beweismittel von großer Bedeutung.
Sechs Tipps gegen Stalking
Das Verhalten der Betroffenen bestimmt den Stalking-Prozess zu einem gewissen Grad mit. Hier ist auch der Ansatzpunkt, um dem Stalker das Handwerk zu legen:
1. Konsequenter Kontaktabbruch
Wir müssen dem Stalker oder der Stalkerin ein Mal unmissverständlich (mit Worten und Körpersprache) klarmachen, dass wir keinerlei Kontakt mehr wünschen – am besten in Gegenwart von Zeugen. Ab diesem Zeitpunkt dürfen wir uns auf kein Gespräch mehr einlassen. „Abschließende Klärungen“ bringen meist nichts. Solche „Bitten“ des Täters sind lediglich Köder, um die Verbindung aufrechtzuerhalten.
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Professionelle Beratung bei der Polizei oder dem WEISSEN RING unterstützt uns auf dem Weg in die Freiheit. Foto: Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes – polizei-beratung.de
2. Stalking-Taten dokumentieren
Alle Anrufe, Nachrichten oder Briefe sowie persönliche Nachstellungen und Bedrohungen gehören notiert und um die daraus entstehenden Probleme ergänzt. Als Beweismittel ist dieses Vorgehen aufwändig, aber unverzichtbar. Sehr gute Unterstützung bietet hier die NO STALK APP – eine Initiative der WEISSEN RING Stiftung.
3. Besonders aufmerksam sein
Auch wenn es lästig ist: Abläufe des Alltags sollten wir misstrauischer beobachten, als wir es sonst getan haben – zu unserer Sicherheit. Dazu gehört beispielsweise, dass persönliche Daten ungeschreddert nichts im Hausmüll zu suchen haben und wir keine unbestellten Pakete annehmen.
Redaktionsempfehlung:
Aktenvernichter *
4. Umfeld informieren
Die Menschen in unserer Umgebung können uns schützen. Freunde, Familie, Arbeitskollegen und Nachbarn sollten über die Situation Bescheid wissen, um bei Gefahr Alarm zu schlagen. Je öffentlicher wir die Sache machen, desto besser.
5. Smartphone & Co. sichern
Bei Telefonterror und Stalking per Smartphone oder online (Cyber-Stalking) gibt es einige technische Schutzmöglichkeiten. Das fängt bei geheimen Rufnummern an und geht bis zur Fangschaltung – für die allerdings bestimmte Voraussetzungen gelten. Auch Anrufbeantworter, automatische Rufnummerabweisung (Blacklist) und Zweitanschlüsse sind eine Möglichkeit.
6. Beraten lassen
Beim Opfer-Telefon des WEISSEN RINGS erhalten wir Unterstützung im Kampf gegen Stalking – wenn gewünscht auch anonym. Die Beratungsstelle ist deutschlandweit und kostenfrei von 7 – 22 Uhr unter der Rufnummer 116 006 erreichbar. Auch die Polizeiberatung hilft im Notfall weiter.
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ÜBER DIE AUTORIN
Tara Riedman ist Online-Redakteurin, Texterin und Autorin im Unterhaltungs-/Sachbuchbereich. Darüber hinaus leitet sie als freiberufliche Trainerin Selbstschutzkurse für Frauen sowie die von ihr ins Leben gerufenen sicowu-Kurse (sicowu – sicher, cool & selbstbewusst) für Kinder und Jugendliche.
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