Das Auto ist ein geschützter Ort, an dem wir uns sicher fühlen können – zumindest vor Unwettern mit Blitzschlag & Co. Doch wie sieht es bei Übergriffen durch Menschenhand aus und was hat die Zentralverriegelung des Fahrzeugs damit zu tun?

Sicher unterwegs mit der Zentralverriegelung im Auto
Foto: unsplash.com/Martin López

Auf Knopfdruck geschützt?

Bietet die schlüssellose Zentralverriegelung Sicherheit im Auto? Immerhin verriegelt sie es auf Knopfdruck komplett: Fahrer- und Beifahrertür, die hinteren Türen sowie den Tankdeckel und Kofferraum. Das hat zur Folge, dass von außen niemand ungebeten hereinkommen kann, die Türen von innen aber weiterhin zu öffnen sind.

Für die einen ist es bereits eine Selbstverständlichkeit, die Zentralverriegelung zu nutzen – für viele aber auch nicht. Die meisten fahren „offen“, weil sie sich der Konsequenzen, die das haben kann, nicht bewusst sind. Manche einer entscheidet sich sogar bewusst gegen das Aktivieren der Zentralverriegelung. Warum? Das werden wir gleich näher beleuchten.

Übergriff im Auto – Mythos oder reale Gefahr?

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Übergriffs zu werden, wenn wir das Auto (insbesondere im Stadtverkehr) nicht verriegeln? In der überregionalen Presse findet sich tatsächlich nicht sonderlich viel zu diesem Thema, was daran liegt, dass über solche Vorfälle lediglich lokal berichtet wird. Dies gilt nicht nur für Überfälle und Diebstähle im Auto, sondern generell. Es sei denn, jemand ist dabei ums Leben gekommen oder es handelt sich um eine außergewöhnlich brutale Tat – dann wird es auch für die überregionalen Medien „interessant“.

In der Lokalpresse und bei Google finden sich dagegen so einige Fälle, und viele davon wären mit dem prophylaktischen Schließen der Zentralverriegelung zu verhindern gewesen. Eine Ausnahme bildet der Angriff mit einer Waffe, dem man machtlos gegenübersteht – da hilft auch keine Zentralverriegelung mehr.  Doch selbst wenn mit roher Gewalt die Scheiben eingeschlagen werden, schaffen wir uns zumindest einen zusätzlichen Time-Slot, um mit dem Auto zu flüchten. Ist die Tür aber einmal offen (und so schnell können wir bei ungesichertem Wagen gar nicht gucken), haben Frauen und auch Männer auf dem engen Raum kaum eine Chance zu entkommen oder sich effektiv zu wehren.

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt

Welche Art des Übergriffs kann uns bei deaktivierter Zentralverriegelung treffen? Handtaschenraub zum Beispiel. Nicht wenige Frauen legen ihre Tasche auf dem Beifahrersitz ab, wenn sie eingestiegen sind – mache packen sie sogar in den Kofferraum.

Diebstahl ist das eine. Schlimmer wird es, wenn plötzlich jemand neben uns im Wagen sitzt. Messer sind als Bedrohung in solch einem Fall leider ziemlich beliebt, um das Opfer gefügig zu machen. In Coesfeld beispielsweise ist jemand mit zwei Frauen, die er auf die Rücksitze genötigt hatte, quer durch den Ort gerast und hat sie anschließend ausgeraubt. Prügel-Attacken, teils völlig aus dem Blauen heraus, kommen ebenfalls vor. Und wer sagt, dass es immer der Beifahrersitz sein muss? Wie oft haben wir unsere kleinen Kinder auf der Rückbank im Kindersitz – direkt an der Tür? Was machen wir vorn am Steuer, wenn hinten jemand zugreift? Nicht mehr viel.

Mit Aktivierung der Zentralverriegelung vor Übergriffen geschützt
Foto: unsplash.com/Roland Denes

Unnötige Risiken vermeiden

Welche Situationen sind besonders heikel? Überall wo wir mit dem Auto halten müssen wie an Ampeln und Stoppschildern. Außerdem auf Parkplätzen und in Parkhäusern – wenn wir uns gerade ins Auto gesetzt haben, uns anschnallen und vielleicht noch einen Blick aufs Smartphone werfen, bevor wir losfahren. Alles Zeit, die verstreicht, während wir ungeschützt hinterm Lenkrad sitzen.

Bereits auf dem Weg zu unserem Wagen sollten wir aufmerksam sein. Drückt sich jemand in der Nähe herum? Am besten nutzen wir die Funkfernbedienung zum Öffnen unseres Autos erst, wenn wir kurz davor sind. Manche Systeme haben eine große Reichweite – und es muss ja nicht jeder schon von Weitem sehen, zu welchem Fahrzeug wir gehen.

Auch wenn solche Vorfälle täglich nicht unzählige Male geschehen: Warum ein unnötiges Risiko eingehen? Den Wagen zu verriegeln tut schließlich nicht weh. Es ist kein großer Aufwand und ein wichtiger Bestandteil in der Gewaltprävention.

Routinen schaffen

Bei Modellen, die nicht automatisch verschließen, sondern nur auf aktiven Knopfdruck, können wir das schlicht und einfach schon mal vergessen. Hier hilft nur die Routine und das ständige Wiederholen, bis wir automatisch auf den Button drücken, sobald wir uns hingesetzt und die Fahrertür geschlossen haben. Denn mal ehrlich: Niemand denkt mehr darüber nach, mit welchem Fuß er Gas geben, kuppeln oder bremsen muss. Bis uns jedoch auch dies in Fleisch und Blut übergegangen ist, hilft ein einfacher Post-It-Zettel *, den wir uns auf das Armaturenbrett kleben. Einsteigen, Zentralverriegelung schließen – das sollte zu einer zusammengehörigen Tätigkeit werden.

Was geschieht bei einem Unfall?

Viele Leute haben Sorge, die Autotüren bei einem Unfall von innen nicht mehr öffnen zu können. Wie die Systeme der verschiedenen Hersteller reagieren, hängt natürlich vom Fabrikat ab. Übrigens genauso wie die Funktionalität der Zentralverriegelung an sich. Manche Modelle verriegeln sich von selbst beim Drehen des Zündschlüssels. Manche ab einer bestimmten Geschwindigkeit (über Schritttempo) oder sie haben einen zentralen Knopf. Sicher existieren noch einige weitere Varianten.

Bei einem Unfall deaktivieren nahezu alle Fahrzeuge die Zentralverriegelung beim Auslösen des Airbags (Crashsignal) und schalten die Türen automatisch frei. Manchmal geschieht dies sogar schon bei ruckartiger Straffung des Sicherheitsgurts. Im Zweifel hilft ein Blick in die Bedienungsanleitung oder ein Anruf beim Hersteller.

Doch was passiert, wenn das Auto so stark beschädigt ist, dass der Stromkreislauf zerstört wurde? Wahrscheinlicher als dieses Szenario dürfte bei einem derart schweren Unfall die Gefahr sein, dass die Türen sich verziehen und das Thema Zentralverriegelung sich dadurch sowieso erledigt hat. Um dem vorzubeugen, sollten wir grundsätzlich immer einen Sicherheitshammer mit Gurtschneider * im Auto haben, um uns im Notfall befreien zu können. Auch ein Feuerlöscher * bzw. eine Löschdecke * ist empfehlenswert, falls ein Brand ausbricht.

Wer immer noch nicht restlos überzeugt ist, kann die Zentralverriegelung auf der Autobahn auch wieder lösen. Das Risiko, dass jemand hinter dem Wagen her läuft und die Türen aufreißt, dürfte bei diesem Tempo wohl eher gering sein – anders als in der City, wo die Bedrohung definitiv da ist.

Bei älteren Fahrzeugmodellen lässt sich eine Zentralverriegelung nachrüsten
Foto: pixabay.com/Pexels

Zentralverriegelung nachrüsten

Ältere Fahrzeuge sind oft noch nicht so gut ausgestattet wie neuere Modelle. Doch auch hier müssen wir auf die Annehmlichkeiten und den Sicherheitsaspekt einer funkgesteuerten Schließanlage nicht verzichten, denn in den meisten Fällen können wir eine Zentralverriegelung nachrüsten lassen. Haben wir gar einen Auto-Profi im Bekanntenkreis, ist die Nachrüstung auch in Eigenregie möglich.

Kurz und bündig

Fazit: Zumindest im Stadtverkehr sollten wir die Zentralverriegelung generell aktivieren und uns außerdem einen Glasbrecher und Gurtschneider * ins Auto legen – frisst kein Brot und bringt uns sicher(er) von A nach B.

* Die mit Sternchen gekennzeichneten Links sind sogenannte Affiliate-Links. Kaufen Sie darüber ein, unterstützen Sie damit unsere Arbeit. Der Anbieter zahlt uns eine Provision, die dieser sonst selbst einbehalten würde. Für Sie verändert sich der Preis nicht. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Auf Knopfdruck geschütz? Vor- und Nachteile der Zentralverriegelung im Auto!


Hier finden Sie die Datenschutzerklärung.

ÜBER DIE AUTORIN

Tara Riedman ist Online-Redakteurin, Texterin und Autorin im Unterhaltungs-/Sachbuchbereich. Darüber hinaus leitet sie als freiberufliche Trainerin Selbstschutzkurse für Frauen sowie die von ihr ins Leben gerufenen sicowu-Kurse (sicowu – sicher, cool & selbstbewusst) für Kinder und Jugendliche.

Geben Sie Tara Riedman einen Kaffee aus und unterstützen damit ihre Aufklärungsarbeit in Sachen Sicherheit und Persönlichkeitsstärkung.